Prospekthaftung beim STO

[English below]

 

Security Token Offering

In Liechtenstein wurden Token durch das Token- und VT-Dienstleister-Gesetz (TVTG) gesetzlich definiert. Nach dem TVTG ist ein Token eine Information auf einem VT-System (Blockchain), die (i) etwa Forderungs- oder Mitgliedschaftsrechte repräsentieren kann und (ii) einem oder mehreren VT-Identifikatoren (Adresse) zugeordnet wird. Aufgrund dieser Definition wurde der Grundsatz „substance over form“ gesetzlich verankert. Das heisst, ein Token ändert nichts am zugrundeliegenden Recht. Ein Security Token ist daher ein Finanzinstrument wie ZB ein übertragbares Wertpapier, das in tokenisierter Form begeben wird.

Wie jedes öffentliche Angebot von (nicht tokenisierten) übertragbaren Wertpapieren darf daher auch ein STO grundsätzlich nur erfolgen, wenn der Emittent und/oder Anbieter vorher einen gebilligten Wertpapierprospekt veröffentlicht haben, der von der zuständigen Aufsichtsbehörde – in Liechtenstein die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) – gebilligt wurde, sofern keine Ausnahme vorliegt.

Wertpapierprospekt

Der Wertpapierprospekt enthält insbesondere Angaben über den Emittenten und über das anzubietende übertragbare Wertpapier (Security Token). Ziel des Wertpapierprospekts ist es, potentiellen Anlegern ausreichend Informationen etwa über die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, die Finanzlage, die Gewinne und Verluste, die Zukunftsaussichten des Emittenten sowie über die mit diesen Wertpapieren verbundenen Rechte und Risiken zur Verfügung zu stellen, damit diese eine fundierte Anlageentscheidung treffen können. Der Wertpapierprospekt bildet daher die Grundlage für die Prospekthaftung.

Prüfungsumfang durch die FMA

Die FMA prüft den Wertpapierprospekt nur auf Vollständigkeit, Kohärenz (Widerspruchsfreiheit) und Verständlichkeit. Die Richtigkeit der Angaben eines Wertpapierprospektes, insbesondere zugesicherte Eigenschaften (zum Beispiel Mündelsicherheit, hohe Ertragschancen, grösstmögliche Sicherheit, geringe Volatilität, Angaben zum beabsichtigten Geschäftsmodell und der Mittelverwendung, etc.) werden durch die FMA nicht überprüft. Für die Richtigkeit der in einem Wertpapierprospekt getätigten Angaben haftet grundsätzlich der jeweilige Emittent und der Anbieter.

Prospekthaftung

Die Prospekt-Verordnung wurde, soweit erforderlich, mit dem EWR-Wertpapierprospekt-Durchführungsgesetz (EWR-WPPDG) in nationales Recht in Liechtenstein umgesetzt.

Nach Art. 4 Abs 2 EWR-WPPDG sind die „verantwortliche Personen […] je nach Fall zumindest der Emittent oder dessen Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgan, der Anbieter, die die Zulassung zum Handel an einem geregelten Markt beantragende Person oder der Garantiegeber. Sie haften jedem Anleger für den Schaden, welcher diesem durch unrichtige Angaben im Prospekt oder in Nachträgen dazu entstanden ist, sofern sie nicht nachweisen, dass sie keinerlei Verschulden trifft.“

Aus diesem Grund sind insbesondere die folgenden Personen von der Prospekthaftung betroffen:

  • Emittent: derjenige, der Wertpapiere begibt oder zu begeben beabsichtigt, also in den Rechtsverkehr bringt;
  • Anbieter: derjenige, der Wertpapiere öffentlich anbietet; sowie
  • Garantiegeber.

Diese haften jedem Anleger für den Schaden, welcher diesem durch unrichtige oder unvollständige Angaben im Prospekt entstanden ist, sofern sie nicht nachweisen, dass sie keinerlei Verschulden daran trifft. Die Frage, ob ein Wertpapierprospekt unrichtig oder unvollständig ist, beurteilt sich nach dem objektiven Empfängerhorizont. Maßgeblich ist daher der „Durchschnittsanleger“, der nach dem gesetzlichen Leitbild – wenn auch nicht in der Realität – seine Anlageentscheidung auf Basis des Wertpapierprospekts trifft. Der Wertpapierprospekt für einen STO muss daher immer vor diesem Hintergrund erstellt werden.

 

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Prospectus liability for STOs

Security Token Offering

In Liechtenstein, the token has been legally defined by the Token and TT Service Provider Act (TVTG). According to the TVTG, a token is information on a TT system (blockchain) that (i) can represent, for example, claim or membership rights and (ii) is assigned to one or more TT identifiers (address). Based on this definition, the principle of "substance over form" has been codified. In other words, a token does not change the underlying right. A security token is therefore a financial instrument, such as a transferable security, issued in tokenized form.

Like any public offering of (non-tokenized) transferable securities, an STO may, therefore, in principle only be made if the issuer and/or offeror have previously published an approved securities prospectus that has been approved by the competent supervisory authority - in Liechtenstein, the Financial Market Authority Liechtenstein (FMA) - unless an exemption applies.  

Prospectus

The prospectus shall contain, in particular, information about the issuer and about the transferable security (security token) to be offered. The aim of the securities prospectus is to provide potential investors with sufficient information (such as about the assets and liabilities, financial position, profits and losses, future prospects of the issuer and the rights and risks associated with these securities) to enable them to make an informed investment decision. The securities prospectus therefore forms the basis for prospectus liability..

Scope of review by the FMA

The FMA only examines the prospectus for completeness, coherence (absence of contradictions) and comprehensibility. The FMA does not verify the accuracy of the information contained in a prospectus, in particular warranted characteristics (e.g. security of the investment fund, high potential returns, highest possible security, low volatility). In principle, the respective issuer and the offeror are liable for the accuracy of the information provided in a securities prospectus.

Prospectus liability

The Prospectus Regulation was implemented into national law by the EEA Securities Prospectus Implementation Act (EWR-WPPDG) in Liechtenstein, where required.

According to Art. 4 (2) EEA-WPPDG, the "responsible persons [...] are at least the issuer or its administrative, management or supervisory body, the offeror, the person asking for admission to trading on a regulated market or the guarantor, as the case may be. They shall be liable to any investor for any loss suffered by him as a result of any incorrect information contained in the prospectus or in any supplement thereto, unless they prove that they are not at fault."

For this reason, the following persons in particular are affected by prospectus liability:

  • Issuer: the one who issues or intends to issue securities, e. brings into legal circulation;
  • Offeror: the one who offers securities to the public; and
  • Guarantors.

These persons are liable to any investor for damage caused by incorrect or incomplete information in the prospectus, unless they can prove that they are not at fault. The question of whether a prospectus is inaccurate or incomplete is assessed on the basis of the objective horizon of the recipient. The decisive factor is, therefore, the "average investor" who, according to the statutory model - even if not in reality - makes his investment decision on the basis of the securities prospectus. The prospectus for an STO must, therefore, always be prepared against this background.

 

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